Wo warst du, als die Igel starben?
Wo warst du, als überall zu lesen war, wie sie immer weniger werden, weil wir ihnen den Lebensraum stehlen, weil aufgeräumte, leergefegte und zugepflasterte Gärten, Insektizide, Pestizide und andere Gifte ihnen die Nahrungsquellen zerstören und es kaum noch Unterschlupfmöglichkeiten für sie gibt, wo sie in Ruhe überwintern können.
Wo warst du, als man dir erklärte, dass die großflächigen Monokulturen der modernen Landwirtschaft nichts mehr bieten, wovon sich ein Igel ernähren könnte, denn neben Würmern ernährt er sich hauptsächlich von Insekten, die dort auch keine Überlebenschance mehr haben.
Wo warst du, als überall zu lesen war, dass es längst nicht mehr nur die Straßen sind, auf denen Igel den Tod finden sondern dass Verletzungen und Tod mittlerweile überall lauern, auf der grünen Wiese, unter Hecken bis in den letzten Winkel des Gartens, wenn Mähroboter und andere Gartengeräte gnadenlos Beinchen absäbeln, Gesichter aufschlitzen und Leben auslöschen.
Und wo warst du, als die Wildtierstationen verzweifelt auf die Not der Igel aufmerksam machten, auf das große Sterben, das sich gerade überall abspielt,
als sie um Hilfe baten, weil sie erschöpft waren, weil sie aus eigenen Mitteln nicht mehr finanzieren und stemmen konnten, was ihnen jeden Tag vor die Tür gelegt wurde. Unterernährte, verletzte, verwurmte, kranke und sterbende Igel.
Wo warst du, als die Igel leise starben und schließlich ganz verschwanden?
Man sagt, die meisten Menschen lieben Igel.
Die Realität sieht bis auf wenige Ausnahmen leider anders aus.
Wir tun gerade alles, um sie endgültig auszulöschen.
Bettina Marie Schneider - Gutes Karma to go