24.3.2024
Aus gegebenem Anlass habe ich heute nochmal einen Beitrag betreffend Zufütterung von Igeln für euch verfasst.
In der aktuellen Ausgabe von Natur im Garten wurden zuhauf haarsträubende Fehlinformationen abgedruckt. Es wird nicht mehr recherchiert, einfach unqualifiziert drauf los geschrieben und Bilder von Igeln mit deutlich erkennbarem Hungerknick als Titelbild ausgewählt, von der Zufütterung abgeraten und vieles mehr. Ohne Hintergrundwissen und Fachkenntnisse wird hier Unsinn verbreitet, der mich als Pflegestation beim Lesen um Atem ringen lässt.
Igel sind eng mit dem Maulwurf und den Spitzmäusen verwandt und haben wie diese einen sehr hohen Proteinbedarf. Daher fressen sie vor allem tierische Nahrung. Igel gehören zur Familie der sogenannten Insektenfresser und ernähren sich von allen niederen Tieren, die sie erbeuten können. Dazu zählen in erster Linie Tausendfüßler, Kellerasseln, Käfer, Engerlinge, Ameisen und andere kriechende Insekten. Zu Boden gefallene Vogeleier fressen Igel ebenfalls.
Da der Insektenbestand in den letzten Jahren jedoch um fast 70% eingebrochen ist, und nur noch etwa 30% an ursprünglicher Nahrung für Insektenfresser zur Verfügung stehen, greift der Igeln notgedrungen auf Schnecken und Regenwürmer zurück die den Igel wiederum krank machen da sie Hauptüberträger von Parasiten sind, die dem Igel das Leben kosten können. Bietet man dem Igel alternativ Futter an, wird er von Schnecken und Regenwürmern, die er nur aus der Not heraus um nicht zu verhungern frisst, Abstand nehmen.
So füttert ihr Igel artgerecht
Wenn ihr Igel in eurem Garten unterstützen und füttern wollt, darf die Nahrung gerne abwechslungsreich sein: Feuchtes Katzenfutter ohne Sauce/ohne Gelee, fressen Igel ebenso wie hochwertiges Trockenfutter für Katzen mit hohem Fleischanteil. Auch hartgekochte Eier oder Rührei (keine rohen Eier), ungesalzenes und gekochtes Fleisch nimmt der Igel gerne an. Bei dem im Handel erhältlichen Igelfutter solltet ihr vor dem Kauf die Inhaltsstoffe prüfen, da dieses Futter häufig Bestandteile enthält, die sich nicht für das Füttern von Igel eignen. Allerdings gibt es auch einige Nahrungsmittel, die NICHT auf den Speiseplan gehören, zum Beispiel Obst und Gemüse, Milchprodukte und Nüsse. In der Not fressen sie zwar auch dieses Futter, aber es ist entweder nicht nährstoffreich genug oder sie vertragen es nicht und können im schlimmsten Fall sogar daran sterben. Achtet also darauf, dass ihr hauptsächlich tierische Proteine verfüttert. Wichtig: Igel vertragen keine Milch – sie führt aufgrund ihres Laktosegehalts zu schweren Durchfällen. Bietet frisches Wasser an, das ständig in einer flachen Schale bereitstehen sollte.
Wie bietet man das Futter am besten an
Wenn ihr sichergehen wollt dass das angebotene Futter auch den Igeln zu Gute kommt und nicht von anderen Tieren gefressen wird, bietet ihr das Futter im Idealfall über ein Futterhaus an. Diese können mit etwas handwerklichem Geschick selbst gebaut werden ( Bauanleitungen findet ihr auf meiner Homepage), oder im Internethandel ( zB auf Amazon) erworben werden.
Auch kann mit wenig Aufwand ganz einfach mit Ziegeln oder Pflastersteinen und einer Holzplatte drauf eine Futterstelle errichtet werden.
Ein Futterhaus sollte immer zwei Eingänge haben denn selten kommt ein Igel allein wenn sich mal „herumgesprochen“ hat wo es Futter gibt. So haben die Igel Ausweichmöglichkeiten und es kommt zu keinen Rangeleien.
Ich stehe euch bei Fragen gerne zur Verfügung! Scheut euch nicht mich zu kontaktieren!
Es ist für mich eine Herzensangelegenheit, gerade im Jahr des Igels, noch mehr Unterstützung für die bedrohten Stachler zu erwirken und noch mehr Aufklärung zu betreiben. Nur so hat der Igel eine Chance zu überleben.
Hier könnt ihr nachlesen welches Futter für Igel geeignet ist:
*Hochwertiges Katzennassfutter aus der Dose oder ein Schälchen mit einem Fleischanteil von mindestens 60 % OHNE Sauce oder Gelee und frei von Zucker und Getreide, ohne Gemüse. Am besten ist Pastete/Pate für Kitten geeignet.
*Hochwertiges Hundenassfutter aus der Dose mit einem Fleischanteil von mindestens 60 % ohne Sauce oder Gelee (zB Fleisch PUR Dosen)
*Katzentrockenfutter ohne Getreide mit 70-80% Fleischanteil
(Hundetrockenfutter ist NICHT für Igel geeignet!)
*Hartgekochte Eier oder Rührei (ohne Gewürz und nur mit wenig Pflanzenöl, z. B. Sonnenblumenöl)
*Kurz angebratenes (gares) Hackfleisch
*Gekochtes Geflügelfleisch
*gezüchtete Futterinsekten wie Zophobas, Mehlwürmer, Soldatenfliegenlarven oder Heimchen ( gibt es im Fachhandel lebend oder gefriergetrocknet) NIEMALS Würmer/Larven/Engerlinge aus der Natur/dem Garten!!
Immer wieder wird der Mythos verbreitet Mehlwürmer seien nicht gesund für Igel.
Natürlich ist es wichtig, dass Igel abwechslungsreich und nicht nur mit Mehlwürmern gefüttert werden, aber
dass sie gar nicht gefüttert werden sollen/dürfen ist nicht richtig wie eine Studie dazu zeigt.
Interessierte können hier nachlesen:
https://www.naturetec-live.de/darf-man-igel-mit-mehlwuermern-fuettern/
Das dürfen Igel NICHT essen:
Igel können pflanzliche Nahrung nicht verdauen, da sie Insektenfresser sind. Werden sie nur mit pflanzlicher Nahrung gefüttert, verhungern sie daran. Obst oder Gemüse sind also tabu! Ebenso eignen sich keine Haferflocken, Sonnenblumenkerne, Nüsse oder getrocknetes Obst wie Rosinen oder Vogelfutter.
Alle Milchprodukte sind für den Igel schädlich bis tödlich! Der enthaltene Milchzucker in Joghurt und Quark führt zu Durchfall, der tödlich enden kann.
Auch Baby- oder Kinderbrei ist für den Igel nicht geeignet!
Keine Speisereste, nichts Gewürztes oder Süßes an den Igel verfüttern.
Man sollte die Igel keinesfalls mit Schnecken oder Regenwürmern aus der Natur füttern, da diese Parasiten übertragen können die unbehandelt zum Tod des Igels führen können.
Nichts Heißes oder Kaltes aus dem Kühlschrank füttern.
Hinweis: Igel-Trockenfutter, welches im Handel erhältlich ist, ist aufgrund seiner schlechten Nährstoffzusammensetzung grundsätzlich nicht für Igel geeignet. Auch die Zugabe von Haferflocken und Weizenkleie, wie sie in den Anfängen der professionellen Igelpflege empfohlen wurde, schadet den Igeln! Der hohe Anteil an Kohlenhydraten wirkt sich negativ auf die Darmflora der Wildtiere aus.