Hilfsbedürftigen Igel gefunden? Was ist zu tun…

 

Hilfsbedürftigen Igel gefunden: Was ist zu tun?


In einem Tuch, Schal, Haube ect. mit nach Hause nehmen.

Zu Hause ist es wichtig den Igel erstmal „zu sichern“ damit er sich nicht gleich irgendwo verkriecht oder wegklettert z. B. in einem hohen Karton, Plastikbox, Eimer ect.

Als Behelfsunterkunft eignet sich auch für eine kurze Zeit eine mit Zeitungspapier ausgelegte Badewanne oder die Dusche. Allerdings sollte hier eine Versteckmöglichkeit aufgestellt werden (z.B. Schlafhaus oder zur Not den Igel mit Zeitungspapier abdecken) – nur so fühlt er sich geschützt. Bitte KEINE KÜCHENROLLE verwenden! Küchenrolle ist nicht wasserlöslich und kann bei verschlucken zu Darmverschluss führen. 
Grundsätzlich sollte der Igel warmgehalten werden, um seine normale Körpertemperatur (35 - 36 Grad) wiederzuerlangen. Fühlt sich das Tier an der Bauchseite kälter als eine menschliche Hand an, hat der Igel eine Unterkühlung. Der Igel muss in jedem Fall in die warme Wohnung mitgenommen werden (Keller oder Garage eignen sich nicht, da es hier zu kalt ist). Zum Aufwärmen wird eine Wärmflasche mit handwarmem Wasser gefüllt und in ein Handtuch eingewickelt. Platziert den Igel darauf und deckt ihn zu. Erst wenn die Körpertemperatur gesichert ist, darf eine medizinische Behandlung erfolgen.
Anschließend sollte der Igel fachmännisch versorgt werden, d. h. dafür muss er umgehend entweder zu einem:r IGELKUNDIGEN Tierarzt:ärztin oder einer Igelstation gebracht werden. Gerade bei verletzten Igeln oder Tieren im schlechten Allgemeinzustand sollte nach dem Aufwärmen schnellstmöglich eine Pflegestelle oder igelkundiger Tierarzt kontaktiert werden. 
Ist es nicht möglich, und muss der Igel bis zum nächsten Tag im eigenen Haus gepflegt werden, benötigt er eine ausbruchssichere Kiste und Nahrung/Trinken.
Kiste plus Schlafhäuschen: Richtet dem Igel eine ausbruchssichere Kiste ein, bei der die Seitenwände 45 bis 50 cm hoch sind. Der Boden sollte dabei nicht mit Sägespänen oder Streu ausgelegt werden (verfängt sich in den Stacheln, reizt die Augen des Igels), stattdessen ist Zeitungspapier geeignet. In der Kiste sollte sich ein Schlafhaus für den Igel befinden: Dafür bietet sich ein Karton an, der an der Seite ein Loch mit einer Größe von ungefähr 10 x 10 cm hat. In dem Häuschen sorgt zerknülltes Zeitungspapier für ein schützendes Versteck.
Wichtig: Auf keinem Fall sollte der Igel frei in der Wohnung herumlaufen können: Hat er sich einmal ungünstig unter einem Schrank oder Ähnlichem ein Versteck gesucht, könnten seine Stacheln verhindern, dass er wieder rückwärts hervorkommen kann.

Achtung: Unterernährte Igel könnten einen Kreislaufkollaps erleiden, wenn sie in den ersten Stunden, nachdem sie aufgenommen wurden, zu viel fressen! Erst Futter anbieten wenn der Igel warm ist und nur ganz langsam anfüttern! Max 1 Esslöffel alle 1-2 Stunden! Ansonsten könnte der Igel am Refeedingsyndrom sterben!

Futter:

Hochwertiges Katzennassfutter aus der Dose oder ein Schälchen mit einem Fleischanteil von mindestens 60 % OHNE Sauce oder Gelee und frei von Zucker und Getreide, ohne Gemüse. Am besten ist Pastete/Pate für Kitten geeignet.
Hochwertiges Hundenassfutter aus der Dose mit einem Fleischanteil von mindestens 60 % ohne Sauce oder Gelee (zB Fleisch PUR Dosen)
Katzentrockenfutter ohne Getreide mit 70-80% Fleischanteil
(Hundetrockenfutter ist NICHT für Igel geeignet!)
Hartgekochte Eier oder Rührei (ohne Gewürz und nur mit wenig Pflanzenöl, z. B. Sonnenblumenöl)
Kurz angebratenes (gares) Hackfleisch
Gekochtes Geflügelfleisch
gezüchtete Futterinsekten

 

Das dürfen Igel nicht essen:

Igel können pflanzliche Nahrung nicht verdauen, da sie Insektenfresser sind. Werden sie nur mit pflanzlicher Nahrung gefüttert, verhungern sie daran. Obst oder Gemüse sind also tabu! Ebenso eignen sich keine Haferflocken, Sonnenblumenkerne, Nüsse oder getrocknetes Obst wie Rosinen oder Vogelfutter.

Alle Milchprodukte sind für den Igel schädlich bis tödlich! Der enthaltene Milchzucker in Joghurt und Quark führt zu Durchfall, der tödlich enden kann.
Auch Baby- oder Kinderbrei ist für den Igel nicht geeignet!
Keine Speisereste, nichts Gewürztes oder Süßes an den Igel verfüttern.
Man sollte die Igel keinesfalls mit Schnecken oder Regenwürmern aus der Natur füttern, da diese Parasiten übertragen können die unbehandelt zum Tod des Igels führen können. 
Nichts Heißes oder Kaltes aus dem Kühlschrank füttern.

Hinweis: Igel-Trockenfutter, welches im Handel erhältlich ist, ist aufgrund seiner schlechten Nährstoffzusammensetzung grundsätzlich nicht für Igel geeignet. Auch die Zugabe von Haferflocken und Weizenkleie, wie sie in den Anfängen der professionellen Igelpflege empfohlen wurde, schadet den Igeln! Der hohe Anteil an Kohlenhydraten wirkt sich negativ auf die Darmflora der Wildtiere aus.

 

 


Aus gegebenem Anlass hier einige wichtige Infos, die vielleicht viele nicht wissen: 

Es ist lobenswert, wenn jemand „mit offenen Augen“ durch die Welt geht und ein hilfsbedürftiges Tier sichert. Der Sinn und Zweck des „sicherns“ ist es, dem Tier schnellstmöglich Hilfe zukommen zu lassen. Es ist auch vertretbar, den Igel eine Nacht bzw. solange als notwendig bei sich zu haben, um ihn zu wärmen, mit Futter zu versorgen, Zecken/Fliegeneier zu entfernen ect. wenn ein Transport/eine Abholung nicht sofort möglich ist.
Es ist allerdings STRAFBAR, ein geschütztes Wildtier ohne Fachkenntnisse als Privatperson über mehrere Tage in Gefangenschaft zu halten ohne ihm fachkundige Hilfe zukommen zu lassen.
Geschützte Tierarten wie der Igel es ist, dürfen weder gejagt oder gefangen, noch privat gehalten/gepflegt werden, wenn dies nicht in Zusammenarbeit mit einer behördlich gemeldeten Igelstation/Wildtierstation oder einem Tierarzt passiert! Gemeldete Pflegestellen werden nicht ohne Grund vom Veterinäramt kontrolliert!
Wenn man einen verletzten/hilfsbedürftigen/abgemagerten Igel findet, MUSS zur Abklärung des weiteren Vorgehens eine gemeldete Igelstation/Wildtierstation oder das Veterinäramt benachrichtigt/kontaktiert werden! Es ist dafür zu sorgen, dass das Tier SCHNELLSTMÖGLICH fachkundig versorgt wird!
Unsachgemässe Pflege schadet dem Tier mehr als es ihm hilft…
Ein solches Verhalten ist nach der Tierschutzgesetzgebung strafbar.
Igel sind durch EU-Recht und auch durch Landes-Naturschutzrecht geschützt und auf der Roten Liste als gefährdet eingestuft! Laut Gesetz ist das Halten von Wildtieren über mehrere Tage, dazu gehört auch der Igel, Privatpersonen untersagt!
Es wird auch in jedem Pflegeprotokoll vermerkt wo gesund gepflegte Igel gesichert überwintern bzw. wo/bei wem sich die Igel befinden um wieder ausgewildert/der Natur zurückgeführt zu werden.
Wer einen Igel zur Auswilderung oder betreutem Winterschlaf bei sich aufnimmt, verpflichtet sich, diesen wieder in die Natur zu entlassen!

Kontakt: 0676/9660074