Da ich sehr oft gefragt werde, was nötig ist bzw. was man braucht, um einen Igel bis zur Auswilderung bzw. zur Überwinterung aufnehmen zu können, hoffe ich mit diesem Beitrag den Großteil eurer Fragen beantworten zu können.
Hier merke ich gleich mal an, dass ALLE Igel die in Pflege waren, IMMER über ein Gehege ausgewildert werden müssen!
Einzige Ausnahme sind Altigel die nur für kurze Zeit dem Revier entnommen wurden und wieder an die Fundstelle zurückgebracht werden.
Einfach ein Schlafhaus und Futter hinstellen reicht leider nicht…
Im Sommer bleiben Igel die schwer genug sind, rund 10-14 Tage im Gehege bis es geöffnet wird, um Gerüche und Umgebungsgeräusche des neuen Reviers kennenzulernen.
Igel denen es noch an Gewicht fehlt, sonst aber gesund sind, ( zB Babys die aufgezogen wurden), können ab ~300g von der Pflegebox in ein Gehege und bleiben darin bis sie das erforderliche Gewicht erreicht haben ( im Sommer etwa 500g, ab September MINDESTENS 600g, besser mehr).
Ab Spätherbst ( je nach Witterung ca. Mitte/Ende Oktober) können Pfleglinge erst mit dem erforderlichen Winterschlafgewicht von Minimum 650/700g ins Gehege ( sind sie leichter und schlafen gleich ein, werden sie den Winterschlaf nicht überleben).
Die Igel werden im Gehege noch weiter versorgt und gefüttert bis sie schlafen gehen, und überwintern dann auch im Gehege. Das nennt man betreuten Winterschlaf. Wenn die Igel wieder wach werden ( meist ab März), werden sie wieder auf Gewicht gefüttert ( sie verlieren im Winterschlaf bis zu 1/3 ihres Körpergewichts) und werden erst ab ca Ende April/Mai, je nach Witterung) in die Freiheit entlassen ( oder wenn die Temperaturen passen…das heißt: wenn die Nachttemperaturen konstant wieder über 8 Grad bleiben, denn erst ab diesen Temperaturen sind wieder Insekten aktiv und kann sich der Igel ein trockenes Nest bauen).
Die Auswilderungsstelle soll/muss fernab von stark befahrenen Straßen sein und sollte dem Igel genug Natur bieten, um auch Nahrung zu finden die nicht im Napf angeboten wird.
An der Auswilderungsstelle muss ganzjährig zugefüttert werden. Das heißt, auch nach der Entlassung in die Natur sollte weiterhin ganzjährig Futter und Wasser an einer geschützten Stelle oder in einem Futterhaus angeboten werden.
Ein Keller ect. ist nicht zum überwintern von Igeln geeignet! Igel brauchen den Tag-Nacht Rythmus ( natürliches Tageslicht), und Temperaturen um den Gefrierpunkt oder darunter um schlafen zu können.
Wer auswildern möchte benötigt ein ausbruchssicheres Gehege. Es sollte etwa eine Bodenfläche von 2m2 haben. Am einfachsten ist es ein Gehege aufzustellen wie man es für Kaninchen verwendet. Sogenannte Kaninchenfreiläufe. Wichtig ist ein engmaschiges Gitter sonst bleibt der Igel mit den Pfoten oder Nase hängen. Bei Gittergehen sind nur „Jungtiergehege“ mit geringem Gitterabstand möglich. 2-3cm wie es bei den herkömmlichen Gehegen der Fall ist, ist zu viel. Es sollte entweder hoch genug ( offen mindestens 70cm) oder geschlossen ca.50cm hoch sein da Igel sehr gut klettern können. Bei einem offenen Gehege mit Holzrahmen darf das Schlafhaus nicht am Rand stehen ( die Igel klettern aufs Dach des Hauses und dann über die Umrandung).
Schlafhaus und Futterstelle/Futterhaus sollen überdacht und vor Regen geschützt sein.
Außen rundherum muss mit Holz oder Steinen ( Ziegel oder Pflastersteine) gesichert sein, da Igel auch gerne graben.
Das Gehege sollte seitlich eine Türe haben die, wenn der Auswilderungszeitpunkt gekommen ist, geöffnet wird. Bei Holzgehehen werden die Wände weggenommen, Schlafhaus und Futterstellen bleibt noch unverändert stehen. Der Igel entscheidet dann selbst wann er rausgeht.
Das Schlafhaus wird zur Gänze mit Stroh gefüllt und neben dem Schlafhaus wird weiteres Stroh, getrocknete Blätter ect. angeboten damit der Igel sich damit sein Nest fertig bauen kann. ( ihr glaubt gar nicht WIEVIEL Stroh Igel in so ein Häuschen kriegen 🤪).
Ansonsten braucht es Näpfe für Futter und Wasser die täglich gereinigt und wieder gefüllt werden.
Also zusammengefasst braucht man:
*ein Gehege ( bei Igelkindern oben geschlossen da die Gefahr besteht das Greifvögel oder Fressfeinde sie als Beute holen)
*ein Schlafhaus
*überdachte Futterstelle oder Futterhaus
*Stroh
*trockene Blätter
*ein Paar Äste/Zweige
*Überdachung ( Platten oder Plane)
*Idealerweise 4 Näpfe ( Futter und Wasser und zum wechseln während die anderen gereinigt werden)
*Ziegel oder Plastersteine einmal komplett rundherum
*Futter
und die Zeit sich täglich zu kümmern um zu füttern und zu sehen ob alles in Ordnung ist auch wenn es stürmt und regnet 😉
Nach der Auswilderung soll das Gehege noch für weitere 14 Tage geöffnet bleiben, damit der Igel, bis er in freier Natur selbst ein Nest gebaut hat, zurück in sein Schlafhaus kann.
Zum Zeitpunkt der Auswilderung soll es trocken und kein Regen vorhergesagt sein da der Igel sich im neuen Revier an den Gerüchen orientiert und diese bei Regen „weggespült“ werden.
Sobald der Igel nicht mehr zum schlafen ins Gehege zurück kommt, kann es gereinigt und für eine weitere Auswilderung vorbereitet werden.